im zentrum

der kaiser lebt in einem von wällen und gräben umgebenen wald mitten in tokyo. "eine der beiden mächtigsten städte der welt ist also um einen undurch- sichtigen ring aus mauern, wassergräben, dächern und bäumen herum angelegt, dessen eigentliches zentrum - der kaiser - nicht mehr als eine flüchtige idee ist; und diese idee hat nicht die aufgabe macht auszustrahlen, sondern lediglich den zweck, einer ganzen städtischen bewegung den halt ihrer zentralen leere zu geben und den verkehr zu einem ständigen umweg zu zwingen." (roland barthes)



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>sven voelker, s.voelker (at) plexgroup.com - berlin, 2001-05-09
"Harmonyland

Tokyo ist sauber – keine staubigen Autos, keine festgetretenen Kaugummis auf dem Gehweg, und schon gar keine Hundescheisse. Der Taxifahrer trägt weisse Handschuhe, die Türen seines Wagens gehen automatisch auf, und wieder automatisch zu damit man sich nicht die Hände schmutzig machen kann. Und höflich geht es zu in Tokyo: lernt man sich kennen, überreicht man dem Gegenüber mit einer exakten 30 grad Verneigung seine Visitenkarte, mit beiden Händen und freundlich lächelnd, ...

Nachdem wir uns die unterschiedlichen Rituale des Alltags mehr schlecht als recht angeeignet haben (dass man sich beim Einstig in die U-Bahn in Viererreihen anstellt merken wir erst nach Tagen) kommen wir endlich dazu uns Tokyo anzuschauen.

Tokyo ist im klassischen Sinne nicht besonders schön, ein gestresster, chaotischer Ort mit zahllosen Betonhochhäusern und tief herab hängenden Strom- und Telefonleitungen. Dazwischen befinden sich die Strassen in mehreren Ebenen, ständig bevölkert von den zumeisst weißen Limousinen und winzig kleinen Lieferwagen.

Über diesem komplexen Netz einer lächelnd improvisierten Infrastruktur befindet sich die zweite Haut der Stadt; ihr eigentliches Gesicht: Neonschriftzüge, Video-walls, sythetische Klänge in den überdachten Haupstrassen, Filme, Animationen, Illustrationen und Schriftzüge..., ganze Strassenkreuzungen pulsieren im Rhytmus von Luis Vuitton.

Die Stadt ist, was man in ihren Strassen einkaufen, sehen, essen und
trinken kann – und morgen ist Tokyo dann wieder eine ganz andere. "